Sonntag, 31. Oktober 2010

Der Weg zum Glück

Tja, wie fängt man das hier jetzt am Besten an? Vielleicht mit zwei Feststellungen die sich nicht gegenseitig ausschließen:
- Es ist wirklich gut.
- Man sollte Nerven mitbringen.

Um das ein wenig zu erklären: das Stück wirkt ein wenig wie eine Sitzung beim Psychotherapeuten, nur ohne Therapeut. Und man kann wirklich mal zusehen, wie sich jemand argumentativ im Kreis dreht. Das schließt dann auch ein, dass man inhaltlich vielleicht nicht ganz so voran kommt, wie man das von "normalen" Stücken gewohnt ist.

Warum das Stück trotzdem sehenswert ist?
Nun, bei einem Ein-Mann-Stück mit weißer Kulisse bleibt eigentlich nur eine Antwort: Jonas Schütte. Ja, ich bin voreingenommen. Ich habe ihn in den 39 Stufen gesehen und dachte irgendwo zwischendrin "Er wirkt mitunter wie eine junge Version von Klaus Kinski." Und wenn man dem eine gespaltene Persönlichkeit mit Ticks nicht abnimmt, wem dann?
Das ist übrigens tatsächlich meine persönliche Interpretation. Auf der Werbekarte stand was von einem Mann der zu seinem Glück läuft und dabei mit sich selbst abrechnet. Was ich wirklich gesehen habe war eine sehr gut inszenierte gespaltene Persönlichkeit. Und zwar von Anfang an. Mir fehlen um diese Uhrzeit ein wenig die Worte, das plastisch zu umschreiben, aber so wie sich die namenlose Hauptperson zum einen gewundert hat dass seine Beine ihm einfach nicht gehorchen und zum anderen immer wieder unkontrolliert in Happy Birthday ausbrach, lag für mich diese Deutung wirklich nah. Abgesehen davon wird der Monolog mitunter von einer anderen Stimme unterbrochen. Auch wenn immer noch nur eine Person auf der Bühne ist. Also bitte: ich bleibe bei gespaltener Persönlichkeit.

Grundsatzdiskussion beendet. Worum geht es denn nun eigentlich? Also, außer um einen laufenden Mann?
Tja... erm... Um eine verpatzte Begrüßung, unlustige Witze, Selbstreflexion, irgendwie unglücklich endende Erzählungen vom Glück, Neurosen und zwar jede Menge, die Art von schlechten Parties die jeder von uns schon mal erlebt hat und um Geburtstage.

Und das soll man sich ansehen? Bei einer gewissen Grundtoleranz durchaus. Ob man nun Schadenfroh ist, mitleidet, Menschen aus dem eigenen Umfeld wiederfindet oder gar sich selbst: eine leicht fatalistische Grundhaltung und etwas schwarzer Humor und schon kann man hier durchaus Spaß haben. Was dann wieder hilft die eigentlich recht pessimistische Grundeinstellung des Stückes zu verdauen.


Ach ja, zum Schluss vielleicht noch eine kleine Warnung für alle, die genauso wie ich Klippenspringer 8 gesehen haben und sich dachten: hey, kann man sich mal ansehen!
Der Ausschnitt der Klippenspringer befindet sich ziemlich weit am Ende des Stückes. Bis dahin hat Herr Schütte einige Bühnenkilometer hinter sich gebracht und erst mal etabliert, dass dieser junge Mann mit Glück nun wirklich gar nichts anfangen kann und Optimismus beim besten Willen nicht zu seinen Stärken gehört. Wer durchhält weiß also schon mal wofür.
Und wer gerade überhaupt keine Ahnung hat wovon ich rede: einfach mal das Stück ansehen. Der Winter kommt, der Sonnenentzug setzt langsam ein und hier bekommt man eindeutig vorgeführt wann man wirklich mal zum Arzt sollte.
Oder so ähnlich...

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